Martin Borger, Studierender in Linz in den 90-ern, damals Teil der Hochschülerschaft

Martin Borger, Studierender in Linz in den 90-ern, damals Teil der Hochschülerschaft

14. November 2018 Aus Von admin

Schon als Studierender an der Johannes Kepler Universität in den 90ern des vorigen Jahrhunderts setzten wir als Hochschülerschaft nur gegen starken Widerstand Linz als Veranstaltungsort der umstrittenen Wehrmachtsausstellung durch. Diese Ausstellung brach erfolgreich mit dem Mythos der “sauberen Wehrmacht” im Weltanschauungskrieg im Osten.

Inzwischen lernte ich das Projekt Stolpersteine als unfassbar faszinierende, präsente und durchdachte Möglichkeit, den Opfern des NS-Regimes wieder ihren Namen und Wohnort zurückzugeben und sie dem Vergessen und Verdrängen zu entreissen in Salzburg Stadt, wo es bereits über 200 Stolpersteine gibt, kennen. Bei der Verlegung von Stolpersteinen konnte ich auch Hrn. Demnig als absolut idealistischen, reellen Menschen, Künstler und unermüdlichen Aktivisten bei seinem Tun erleben.

Dass ausgerechnet unter einem Bürgermeister aus der Sozialdemokratie, die sich aktiven Antifaschismus auf ihre Fahnen heftet und im NS-Regime auch Verfolgungen ausgesetzt war, nun Stolpersteine mit fadenscheinigen Argumenten verhindert werden, schmerzt mich als Sozialdemokrat besonders. Wenn das aus dieser Zeit extrem belastete Linz aber sich dieser und weiteren Formen des aktiven Erinnerns verwehrt, haben die politisch Verantwortlichen aus der Geschichte nichts gelernt und verwehren den Angehörigen der Opfer und folgenden Generationen an LinzerInnen einen offenen Umgang mit ihrer Geschichte.

Dass gleichzeitig an der Nibelungenbrücke seit Jahrzehnten der aus Tschechen Vertriebenen “Volksdeutschen” kollektiv mit einer Gedenktafel gedacht wird, passt leider zu diesem Bild des einseitigen Erinnerns im öffentlichen Raum.

Das Ganze will absolut nicht zu meinem Bild dieser offenen, moderen, progressiven und im Kern linken Stadt passen. Kämpfen wir für eine positive, klare Erinnerungskultur auch für Linz.