Rainer Zendron, Univ.Prof., Kunstuniversität Linz
Anläßlich der Kulturhauptstadt Linz 2009 wurden mehrere temporäre Projekte zur kritischen Reflektion des NS-Mord-Regimes und zum Gedenken an dessen Opfer durchgeführt. Aus künstlerischer wie denkmalpädagogischer Sicht sind hierbei besonders die Arbeiten “Unter Uns” an der Fassade sowie im Erdgeschoß des Brückenkopfgebäudes Ost (Kunstuniversität Linz) und das Projekt “IN SITU”, welches in der Innenstadt auf Gehsteigen “Täterorte des NS-Regimes” markierte hervorzuheben. Beide Projekte wurden zurecht international sehr positiv rezipiert.
Bei öffentlichen Diskussionen zum Abschluss des Kulturhauptstadtjahres wurde seitens der politisch Verantwortlichen beteuert, dass die Stadt Linz diesen Weg, jährlich wechselnder künstlerischer Projekte zum Gedenken an das NS-Schreckensregimen und seine Opfer weiterführen werde … und nichts ist seither geschehen …
Aus unterschiedlichen Gründen war und bin ich “an sich” der Meinung, dass immer neue, temporäre Projekte gegenüber manifesten Denkmälern der Vorzug zu geben sei: So wird einerseits unser Erinnern regelmässig aufgefrischt und neu herausgefordert und andererseits bekommen mehrere KünstlerInnen wichtige, öffentliche Aufträge und die LinzerInnen werden dabei auch mit vielen unterschiedlichen Sichtweisen zum Thema konfrontiert.
Nachdem jedoch nunmehr inzwischen seit 8 Jahre keine temporären Projekte zum Nationalsozialismus und seinen Opfern seitens der Stadt in Auftrag gegeben wurden trete ich dafür ein, dass diese Bringschuld der letzten 8 Jahre mit der Realisierung der “Stolpersteine” abgegolten wird. Dies enthebt die Politik jedoch keineswegs – parallel dazu – ihr Versprechen für temporäre Projekte zeitnahe einzulösen.